Sonntag, 2. Dezember 2007

Charakteristik

Sie saß im Zug und ihre lange, dünne Finger zitterten.
Die Beine hatte sie überkreuzt.
Sie hatte ein sehr schmales, blasses Gesicht.
Ich musste sie immerzu ansehen, doch sie bemerkte es nicht, denn ihr Blick schweifte nur über den Biden, als ob sie Angst hätte, jemanden zu sehen oder gesehen zu werden.Ihre langen, braunen Haare waren sehr streng nach hinten gebunden.
Ihre Beine erschienen mir besonders dünn.
Für ihre Beine war die Hose viel zu breit, welche ohnehin Kindergröße sein musste.
Doch dann sah sie ganz langsam auf ihren am Boden liegenden Rucksack, griff nach ihm und öffnete ihn sehr vorsichtig.
Behutsam zog sie ein Blatt Papier heraus, legte den dunkelroten eastpack wieder hin und begann zu lesen.
Es hatte den Anschein, als ob sie sich jedes einzelne Wort ganz genau einprägte und sich den Text innerlich vorsagte.
Ich saß dem zierlichen Mädchen bereits eine Stunde gegenüber und als sie bemerkte, dass ich sie ansah und alles genau beobachtete, was sie tat sah sie mich an.
Ihr Blick war leer und sie sah sehr erschöpft aus.
Dann wendete das Mädchen ihren Blick zum Fenster hinaus.
Plötzlich schnappte sie nach ihrem Rucksack, steckte das Blatt zurück in ihre ordentlich gepackte Tasche und stand ruckartig auf.
Dann ging sie ganz schnell zur Tür des Zuges, drückte den knopf und sprang hinaus.
ich konnte ihr noch nachsehen, wie sie den Bahnsteig entlang rannte.
Jetzt erst konnte man erkennen wie abgemagert auch ihre Arme waren.

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